Fly High!

… ist der Slogan meiner Tanzschule ‚Tír na nÓg Irish Dance School‘ in München. Ja, in München… die erste Reaktion auf diese Aussage ist meistens „Was du fährst regelmäßig immer nach München? Bist du verrückt?“ Eine einfache Frage für mich… Ja bin ich, verrückt nach Irish Dance. Vor ziemlich genau einem Jahr wurde meine Tanzschule in Salzburg geschlossen. Dann stand ich vor der Entscheidung entweder mit dem Tanzen nach nun doch gut 10 Jahren aufzuhören oder zu einer Tanzschule in München zu wechseln. Ich entschied mich für den Wechsel, da mir nichts so viel Freude bereitet wie der irische Stepptanz!!
Mit dieser Entscheidung habe ich mich aber selbst vor eine große Herausforderung gestellt… Im Gegensatz zu allen anderen Tänzern würde ich nicht 3-4x die Woche die Möglichkeit haben das Tanztraining zu besuchen, sondern nur 1x alle 2 Wochen. Ein guter Trainingsplan musste her, ein Tanzstudio zum Trainieren in Salzburg, Strategien wie ich die Tänze schneller lernen konnte als alle anderen und irgendeine Form der Kompensation für die Tanztrainings die ich aufgrund der großen Distanz verpasste.

Während die anderen also ihre Kondition und Muskelkraft in den diversen Tanzeinheiten aufbauen konnten, brauchte ich eine andere Möglichkeit um hier mithalten zu können!! Da kam Andi ins Spiel!! Einige Jahre kennen wir uns nun schon, Jahre in denen ich immer wieder mit meinen Wehwehchen zu ihm kommen durfte und er zum ‚Physiotherapeut meines Vertrauens‘ wurde.
So begann im Juli 2011 unsere gemeinsame Mission! Dieses Mal war Andi nicht als Physiotherapeut, sondern als Athletik-Coach an meiner Seite. Mehr Core-Spannung musste her um meine Sprünge höher und länger halten zu können, mehr Kondition um die Tänze überhaupt durchhalten zu können, mehr Muskelkraft um meine Beine schnell genug bewegen und so im Rhythmus bleiben zu können. Ich sag’s mal so… wir hatten einiges vor!!

Nach dieser Vorgeschichte ging es dann vergangenes Wochenende zum Tanzturnier nach Stuttgart! 9 Tänze standen am Plan, eine stolze Anzahl, und mein erstes Championship! Ich würde zum ersten Mal allein auf der Bühne vor 3 Wertrichtern tanzen (im Gegensatz zu früher immer 2 Tänzer gleichzeitig vor 1 Wertrichter)… Aufregung war kein Ausdruck mehr!
Da ich mittlerweile in Level 3 (von möglichen 4) tanze, konnte ich Level 1 und 2 noch verschlafen und musste erst auf 11 Uhr beim Turnier sprichwörtlich antanzen! Die Nervosität stieg und nach einem kleinen Alibi-Frühstück ging es auf zur Veranstaltungshalle, einer Volksschule in der Pampa eines Stuttgarter Vorortes. Schön idyllisch hatten wirs da und konnten quasi Lärm machen wie wir lustig waren, was beim Stepptanz ja nicht ganz zu verachten ist! Die Turnierbedingungen waren mittelprächtig… der Musiker war nicht der allerbeste, die Teilnehmerzahl dieses Mal ziemlich gering. Aber Andi hatte mich in unserem Training auf das Unerwartete vorbereitet, wodurch ich mit den Umständen ganz gut zurecht kam.
Von üblicherweise 10-15 Teilnehmern pro Tanz waren wir dieses Mal nur 5-6 und es ging Schlag auf Schlag… ein Tanz folgte dem anderen.
Die einzige Pause die man hatte, war die Wartezeit während die anderen Teilnehmer dran waren, was etwa 2-3 Minuten entsprach. Nach dem 3. / 4. Tanz sah man schon die ersten erschöpften Gesichter, denn so ein schneller Ablauf war unüblich für ein Turnier und damit hatte keiner gerechnet. Gott sei Dank lerne ich bei den Besten und Andi hatte mich auch darauf vorbereitet. Der Turnierverlauf meiner 9 Tänze entsprach ziemlich genau meinen Workouts mit Andi…. 1 Min Workout… 3 Min Pause… 1 Min Workout… 3 Min Pause usw. Noch nie war ich dankbarer für Andi’s Training als in diesem Moment!!! Eigentlich müsste es ihn vor Schluckauf vom Sessel geschmissen haben, so sehr hab ich da an ihn gedacht!! 😀
Und dann kam auch schon der gefürchtete Moment… Mein ‚erstes Mal allein auf der Bühne vor 3 Wertrichtern‘ stand bevor und den Anfang machte noch dazu mein schwierigster Tanz. Meine Gedanken als ich meine Position einnahm… „Entweder ich fall jetzt auf der Stelle tot um… oder ich tanze!“  Meine Möglichkeiten waren also begrenzt!! Dann fing auch schon die Musik an und meine Beine begannen zu tanzen „treble and 1-2-3 kick and down up click down… and point“ und verbeugen nicht vergessen! Und ich stand da als der stolzeste Mensch auf Erden, ein Grinsen übers ganze Gesicht, überglücklich diese Herausforderung so gut gemeistert zu haben! Jetzt konnte mich nichts mehr aufhalten und ich fühlte mich auf der Siegeslinie!! Ein Tanz nach dem anderen und schon fanden wir uns bei den Results wieder… ich hatte 3 meiner 9 Tänze gewonnen und bei meiner ersten Championship hatte ich den 2. Platz erreicht! Schon immer mal wollte ich auf dem Treppchen ganz oben stehen!! Die Luft da oben gefällt mir!! 😀
Und das Gefühl, wenn sich all die harte Arbeit der letzten Monate bezahlt gemacht hat…. ist wohl das beste Gefühl auf Erden!!

Mein Plan funktionierte! Die wagemutige Idee, die ich vor einem Jahr mit einer neuen Tanzschule in München hatte, funktionierte tatsächlich!!
Heute lerne ich von einem der weltbesten Tanztrainer, der selbst in seinen aktiven Jahren 4. in der Weltmeisterrangliste war, und habe nun endlich einen ebenbürtigen Trainer im Athletik-Bereich gefunden. Seit meinen Anfängen im Fitnesscenter hatte ich immer Schwierigkeiten Tanzen und Fitnesstraining vernünftig unter einen Hut zu bringen. Erst Andi hatte es geschafft ein Athletik-Programm aufzustellen, das mich im Tanzen weiter brachte und neben meinem üblichen Tanztraining möglich war. Zugegeben, er kam mit den verrücktesten Ideen, Dinge, die ich nie für möglich gehalten hätte, Workouts, die mir im ersten Moment nicht immer ganz geheuer waren!! 10km laufen… Ich??? Push ups im Schnee?! Wieso nicht im warmen Fitnesscenter?! Heute versteh ich es und weiß, dass ich mit diesen Trainern und meiner unglaublichen Familie an der Seite bis ganz nach oben kommen kann!!

Follow your dreams because you wouldn’t want it so bad if you couldn’t have it! If you’re willing to work for it, you can have anything you want. That’s how I see it. ~ Michael Flatley